Noch sind die Schlagwörter „Quiet Quitting“ und „Quiet Firing“ aus dem letzten Jahr gar nicht so richtig in der Geschäftswelt angekommen, schon gibt es einen neuen Kandidaten für die Liste der wichtigsten HR-Begriffe in 2023. Von den Vorstandsetagen bis hin zu den Produktionsstätten ist das Buzzword „Quiet Hiring“ (leise Einstellung) gerade in aller Munde.
Unter Quiet Hiring versteht man die Weiterbildung eigener Mitarbeitender, um interne Kompetenzlücken zu schließen. Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage und eines Überschusses von 4,8 Millionen offenen Stellen gegenüber den verfügbaren Arbeitskräften suchen viele Unternehmen gerade nach kosteneffektiven Möglichkeiten, um Kompetenzlücken zu füllen und das Maximum aus ihren vorhandenen Talenten herauszuholen. Unternehmen in EMEA nutzen diesen Ansatz gezielt, um qualifizierte Kandidat:innen zu finden, die momentan vielleicht nicht aktiv nach neuen Jobmöglichkeiten suchen. Besonders nützlich ist dieses Konzept bei der Suche nach spezialisierten Fachkräften in Bereichen wie Technologie oder Healthcare, wo passive Kandidat:innen keine Seltenheit sind. In seinem Report „Global Human Capital Trends“ (Globale Trends im Bereich Human Capital) stellte Deloitte fest, dass 92 Prozent der Unternehmen in EMEA der Meinung sind, dass traditionelle Rekrutierungsmethoden für die Gewinnung von Spitzenkräften nicht mehr Erfolg versprechend sind.
Beim Quiet Hiring können Sie Personallücken mit Ihrem eigenen Personal schließen, ohne Zeit, Geld und Ressourcen für Neueinstellungen zu investieren.
Kritiker:innen des Quiet Hiring führen an, dass man Mitarbeitende so zusätzlich belastet und mit Aufgaben überfordert, auf die sie nicht vorbereitet sind. Das kann tatsächlich passieren, wenn das Quiet Hiring nicht richtig umgesetzt wird. Richtig angegangen aber, profitieren beide Seiten: Unternehmen können Lücken schließen, die Mitarbeiterbindung steigern und ihre besten Talente stärker motivieren, während Angestellte neue Kompetenzen erlernen und neue Erfahrungen sammeln.
Hier finden Sie die zwei wichtigsten Talent-Mobility-Strategien, um das Quiet Hiring sowohl für Ihr Unternehmen als auch für Ihre Mitarbeitenden richtig umzusetzen.
Bei einem Fachkräftemangel profitieren Arbeitgeber vom kurzfristigen Quiet Hiring, da sie ihre bestehenden Talente weiterentwickeln undzügig durch den Onboarding-Prozess führen können. Aber auch auf lange Sicht gibt es einige Vorteile. Durch Quiet Hiring schaffen Unternehmen Karrierechancen und Weiterbildungsmöglichkeiten, die wiederum die Mitarbeiterzufriedenheit und ‑bindung verbessern. Das Marktforschungsteam von Gartner stellte fest, dass 56 Prozent der Kandidat:innen sich für Stellen außerhalb ihres aktuellen Fachgebiets bewerben, wobei die Zahl voraussichtlich steigen wird. Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, sollten Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden transparente Karrierechancen bieten, ihre Talente kontinuierlich und auf innovative Weise einbinden und motivieren und ihre Teams fit für die Zukunft machen. Eine Recruiting-Umfrage von Hays ergab, dass 64 Prozent der Angestellten in EMEA ein internes Jobangebot mit höherer Wahrscheinlichkeit annehmen als eine öffentlich ausgeschriebene Stelle.
Die vom Cornerstone People Research Lab in Zusammenarbeit mit Lighthouse Research & Advisory durchgeführte Talent-Mobility-Studie ergab, dass Mitarbeiter:innen ihre Kompetenzen am liebsten durch eigene Erfahrungen und technologiebasierte Talententwicklung ausbauen. Durch zielgerichtetes Lernen können Sie bessere Weiterbildungsmöglichkeiten in Ihrem gesamten Unternehmen schaffen. Von der Mitarbeiterentwicklung profitieren sowohl Sie als auch Ihre Angestellten – sowohl kurz- als auch langfristig.
Durch Quiet Hiring können Sie die Toptalente in Ihrem Unternehmen identifizieren und kontinuierlich unterstützen. Angestellte profitieren von wesentlichen Vorteilen, die sich auf alle Aspekte ihrer beruflichen Laufbahn auswirken:
- Berufliche Entwicklung – neue Skills helfen Ihren Angestellten, beruflich voranzukommen, und durch neue Erfahrungen können sie ihren Lebenslauf und ihr Profil erweitern.
- Höherer Marktwert – durch die Entwicklung diverser neuer Kompetenzen können Mitarbeiter:innen ihren Marktwert sowie ihre Position bei Verhandlungen über Gehalt und Beförderung verbessern.
- Praktische Erfahrung – Angestellte können ihre Kenntnisse in einem neuen Bereich vertiefen und sich auch Know-how aus anderen Abteilungen aneignen.
- Zeit- und Kosteneinsparungen – durch Quiet Hiring können Unternehmen Zeit und Geld sparen, da sie den Bedarf an Stellenausschreibungen reduzieren und nicht mehr unzählige Bewerbungen sichten müssen.
- Vermeidung von DSGVO-Compliance-Problemen – seit Einführung der DSGVO sind Quiet-Hiring-Praktiken für Unternehmen aufgrund der strengeren Vorgaben für die Erfassung, Verarbeitung und Speicherung personenbezogener Daten im EMEA-Raum sogar noch wichtiger geworden. Quiet Hiring kann Unternehmen helfen, Probleme mit der Einhaltung von DSGVO-Vorschriften zu vermeiden.
Mike Bollinger, Global VP of Strategic Initiatives bei Cornerstone, nimmt die Ergebnisse der Talent-Mobility-Studie 2023 von Cornerstone People Research Lab und Lighthouse Research & Advisory genauer unter die Lupe.
Im Rahmen unserer Talent-Mobility-Studie gaben 70 Prozent der befragten Mitarbeitenden an, dass sie eher in ihrem Unternehmen bleiben, wenn sie sich dort kontinuierlich weiterentwickeln können. 51 Prozent der Angestellten in EMEA meinten, dass ihr Unternehmen sie mit Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und freien Entfaltung am besten bei der Kompetenzentwicklung unterstützen kann. Mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) können Unternehmen herausfinden, welche Talente sich am besten dafür eignen, neue Kompetenzen zu erlernen und Lücken zu schließen. Darüber hinaus können die Mitarbeiter:innen mit der richtigen KI-basierten Technologie ihre Karrieremöglichkeiten erkunden und so ihren eigenen Weg wählen, um beruflich voranzukommen und erfolgreich zu sein.
Viele Unternehmen haben das Quiet Hiring als strategisches Ziel für das laufende Jahr definiert. Dabei dürfen sie nicht vergessen, dass auch Kommunikation und transparente Karrieremöglichkeiten nach wie vor eine entscheidende Rolle für erfolgreiche Talentmobilität spielen. Arbeitgeber müssen die Gründe für eine Umstrukturierung der Belegschaft transparent und nachvollziehbar erklären. Andernfalls kann es passieren, dass Angestellte ihre Zukunft im Unternehmen infrage stellen.
Durch offene und ehrliche Karrieregespräche können sich Arbeitgeber ein ausführliches Bild über die Lage machen, sodass sie ihre wertvollsten Mitarbeiter:innen weiterentwickeln und ihr ganzes Potenzial realisieren können. Arbeitgeber, die eine transparente Politik im Hinblick auf neue Rollen und Verantwortlichkeiten fördern, können Mitarbeitende dabei unterstützen, ihre Zeit effizient zu managen und ihre Karriereziele umzusetzen. Mitarbeiter:innen möchten das Gefühl haben, dass ihnen zugehört wird und dass sie wertgeschätzt werden. Ebenso wünschen sie sich Möglichkeiten, Neues zu lernen und zu wachsen.