“Das leise Kündigen” oder auch „stille innere Kündigen“ ist ein Trend in der Arbeitswelt, der besonders in den jüngeren Generationen verbreitet ist und der zurzeit in den sozialen Medien stark diskutiert wird. Es ist gekennzeichnet dadurch, dass Mitarbeiter nur noch das Allernotwendigste für ihre Arbeitgeber erledigen, keine Zusatzaufgaben mehr übernehmen und ihren eigenen Schwerpunkt auf den Bereich Familie und Freizeit legen.
In den Fokus gerückt werden das eigene Wohlbefinden inklusive der eigenen mentalen und körperlichen Wellness. Insbesondere der Wellnessaspekt bedeutet für „Quiet Quitter“, dass die Arbeit nicht mehr im Vordergrund steht und sie sich davon nicht mehr vereinnahmen lassen. Es herrscht das Credo „inneren Wachstum statt äußerer Karriere“ und verfügbare Zeit statt materiellen Besitzes.
Den älteren Generationen ist dies sicherlich auch als „Dienst nach Vorschrift“ bekannt: Die Arbeit wird innerhalb der vorgegebenen Zeiten ausgeführt, es herrscht keine Leidenschaft am Arbeitsplatz und es findet nur sehr reduziertes Engagement über die verpflichtenden Stunden und Aufgaben statt.
Gegner dieser Philosophie unterstellen den Quiet Quittern gerne Faulheit und werden als „first world problems“ einer Generation dargestellt, die noch nicht viel leisten musste in ihrem Leben und die materiell immer gut versorgt waren. Doch Quiet Quitting ist vielmehr eine Geste der Notwehr gegen als unfair empfundene Arbeitsbedingungen zu verstehen.
Auslösendes Ereignis für das Quiet Quitting war wie bei den meisten Phänomenen im Themenkomplex New Work die Pandemie. Sie führte durch die veränderten Arbeitsbedingungen zu neuen Einsichten der Menschen darüber, dass eine andere Form der Selbstgestaltung möglich ist mit vielen neuen Optionen und Freiheiten während der Arbeit. Lesen Sie hier mehr zum Thema, warum Quiet Quitting als Nachwirkung der Pandemie zu sehen ist.
Auch im Ausland ist das Phänomen inzwischen verbreitet. Selbst in China, das für seine Arbeitsmoral und das Disziplinieren ihrer Kinder und zukünftigen Arbeiter bekannt ist, schaffte es der Trend. Hier nennt es sich „Letting it rot“ und steht für eine laissez-faire Ablehnung des starken Wettbewerbs und der „Hustle Culture“ – auch hier wird Arbeitszeit nur abgesessen.
Beim Thema Quiet Quitting sollte man sich jedoch auch vor Augen führen, dass dies nicht jedem Arbeitnehmer möglich sein dürfte.
Insbesondere in Bezug auf soziale Schichten gibt es hier große Unterschiede: Schließlich ist dies nur in sozialen Gruppen möglich, in denen ein bestimmter Wohlstand bereits gegeben ist. Außerdem ist dieses Verhalten für Menschen, die ihre Aufenthaltstitel behalten wollen, sich in finanziellen Notlagen befinden oder Sorgen um Verlust des Arbeitsplatzes haben müssen, ein zu großes Risiko.
Arbeitsgruppenspezifisch können sich Quiet Quitting auch nur bestimmte Berufsgruppen erlauben: Im Spezifischen sind dies zum Beispiel Digital Nomads, oder allgemein auch alle Menschen, die während der Pandemie ins Home-Office gehen konnten. Im Bereich der Pflege, Medizin, in Kindergärten und Schulen, bei Rettungsdiensten, oder der Polizei sieht dies schwierig aus – diese Berufe lassen sich nicht ohne Leidenschaft ausführen. Zudem können mitunter Menschenleben auf dem Spiel stehen.
Was bedeutet dies für die Arbeitswelt?
Stehen wir vor einem Wandel in der Arbeitswelt? Was können Unternehmen für die Motivation ihrer Mitarbeiter gegen das sich innere Abwenden und Kündigen tun?
Ein besonderer Aspekt für die Quiet Quitter ist es, Grenzen zu ziehen und sich nicht mehr vom Arbeitgeber vereinnahmen lassen. Unternehmen können etwas tun gegen die verlangte permanente Verfügbarkeit und die erhöhte Arbeitsintensität. Überstunden sollten nicht als Selbstverständlichkeit und als Maßstab der Produktivität gesehen werden und die persönliche Zeit der Arbeitenden mehr wertgeschätzt werden. Respekt, empathische Kommunikation, Anerkennung von Leistung und Zufriedenheit sollten in den Vordergrund gestellt und Aufgabe der Manager sein, um „inneren Kündigungen“ der Mitarbeiter vorzubeugen.
Quiet Quitting kann aber auch als Wiederauflage des Diskurses um Work-Life Balance gesehen werden. Daher ist es gut für Organisationen, sich damit zu beschäftigen und zum Beispiel zur besseren Vereinbarkeit von Arbeit mit Familie und Kindern klarere Abgrenzungen von Arbeit und Privatleben anbieten. Teilzeitmodelle wie die 4-Tage Woche geben Arbeitnehmern mehr Raum für persönliche Entfaltung und können hierbei ein Ansatz sein.
Es können Angebote geschaffen werden in den Organisationen, die für mehr Gesundheit und Produktivität sorgen am Arbeitsplatz. Die kann in Form von Apps für Yoga, mentale Gesundheit oder ähnliches sein, um Arbeitnehmern das Gefühl zu geben, dass Sie auch während ihrer Arbeit etwas für ihr mentales und körperliches Wohlergehen und Wellness tun können. Mehr zu den Mental Wellness Skills finden Sie hier.