Für die KI war 2023 ein Jahr der großen Fortschritte, neuer Möglichkeiten und damit immenser Herausforderungen für die Arbeitswelt. Angesichts der weiterhin raschen Entwicklung der KI blickt man natürlich gern und fasziniert Richtung Zukunft. Doch vor dem Blick nach vorn macht ein Blick zurück Sinn – um zu verstehen und noch besser zu antizipieren. Wie hat sich die Technologie in den letzten zwölf Monaten entwickelt? Fragen wir die Expert:innen.
Anfang des Monats nahmen Marc Ramos, Chief Learning Officer bei Cornerstone, und Meredith Wellard, VP Group Talent Acquisition, Learning and Growth bei DHL, an einem Webinar mit dem Titel „AI in Learning: Reflecting on 2023 and Beyond“ (KI im Bereich Learning: Gedanken zu 2023 und darüber hinaus) teil. In einer offenen Diskussion, die von Claire Doody moderiert wurde, sprachen die drei darüber, wie schnell sich die KI im vergangenen Jahr entwickelt hat, wie sie sich auf das Personalmanagement auswirkt und wie sie das Lernen auch in Zukunft verändern könnte. Hier die wichtigsten Erkenntnisse.
KI heute – immer noch ein bisschen pubertär.
Trotz der raschen Verbreitung von KI gilt nach wie vor: Wir stehen noch ganz am Anfang. Dazu Ramos im Webinar: „Die heutige KI ist die schlechteste, die Sie jemals nutzen werden.“ Es wäre aber ein Fehler, die KI in ihrer jetzigen Form abzulehnen. Ramos ergänzte, dass KI heute natürlich nicht „perfekt“ ist. Wenn Sie KI aber ablehnen, dann verzichten Sie auf zahlreiche Fähigkeiten, die Ihr Business schon heute positiv beeinflussen können.
KI ist kein neues Konzept und gehört schon seit über zehn Jahren zum Kerngeschäft von Cornerstone. Neu ist, wie Wellard erklärt, dass KI „jetzt nützliche Inhalte und Daten generiert und diese zusätzlich personalisiert und anpasst. So bietet sie Nutzer:innen Erfahrungen, die relevanter für sie sind als je zuvor“.
Sprachbarrieren mit KI überwinden
Als Nächstes ging es um die aktuellen Einsatzmöglichkeiten von KI. Wellard betonte, wie die Technologie den Lokalisierungsprozess revolutioniert hat: „Früher dauerte die Lokalisierung von Dokumenten drei Monate – heute brauchen wir dafür lediglich 25 Minuten.“
Schnelles Übersetzen ist ein gängiges Konzept. Doch kann KI auch die Nuancen der Lokalisierung für verschiedene Regionen berücksichtigen? „Es geht nicht nur um Sprache“, so Wellard weiter. „Es geht auch um die Bilder, die Storys und den richtigen Ton, damit sich die Mitarbeitenden wertgeschätzt fühlen. Die generative KI hat dies erheblich verbessert."
Generative KI-Plattformen wie ChatGPT mit Fähigkeiten wie Textgenerierung, Bilderzeugung und Sprache-zu-Text-Transkription können aber noch mehr: Sie erleichtern den Zugang zu Lernmaterialien, da sie lokalisierte Inhalte schneller denn je bereitstellen.
Erkennen von Vorurteilen bei Daten und Menschen
Das Phänomen von Vorurteilen in KI-Systemen wird ständig diskutiert, wenn es um ethisch korrekten KI-Einsatz geht. Ramos und Wellard betonten dabei Folgendes: Vorurteile bzw. Bias sind ein zutiefst menschliches Problem – und damit auch ein Problem der Daten. Ramos bringt es auf den Punkt: Wir dürfen nicht vergessen, dass „Menschen diese Datenquellen mit Informationen gefüttert haben“ und dass es extrem wichtig ist, „die erste Antwort niemals zu akzeptieren, ohne sie zu hinterfragen“. Eine gut gemanagte KI ist nicht weniger voreingenommen als die Menschen, die sie entwickeln, und die Daten, die sie einpflegen.
Stellen Sie sich vor, das Ziel wäre eine KI, die moralisches Bewusstsein besitzt und den Kontext der Situation versteht. Dann, fügt Wellard hinzu, müssen Unternehmen „offen und transparent sein und eine Kultur fördern, in der Mitarbeitende sich angstfrei entwickeln“.
KI als Lernverstärker
Sowohl Ramos als auch Wellard sind davon überzeugt, dass KI die Arbeitsweise von Personalverantwortlichen revolutioniert und ihnen völlig neue Wege eröffnet, ihr Unternehmen zu unterstützen. Wellard stellt fest: „Wir erleben die Renaissance der Personalabteilung. Für jede aktuelle Herausforderung im Talentmanagement bietet KI eine Lösung – sei es für eine kürzere Markteinführung, schnellere Prozesse entlang des Mitarbeiterlebenszyklus oder einen besseren Einblick in Daten, die wir früher zwar bereits hatten, aber nicht effektiv nutzen konnten.“
Die Diskussionsteilnehmer:innen besprachen die wesentlichen Veränderungen, die KI für Führungskräfte mit sich bringt: mehr Transparenz, Personalisierung und bessere Einblicke in die Belegschaft. KI-gestützte Produkte wie der Opportunity Marketplace von Cornerstone verbessern laut Ramos „die Transparenz und die Identifizierung von Kompetenzen. Dies hilft Mitarbeiter:innen, bisher unerkannte Möglichkeiten wahrzunehmen, und fördert einen konstruktiveren Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer:innen“. Es wird immer deutlicher, dass Mitarbeitende sich eine bessere Beratung und Unterstützung sowie klare Karrieremöglichkeiten wünschen. KI kann hierbei als Brücke dienen und zu einer effektiveren Kommunikation zwischen Arbeitgebern und Mitarbeiter:innen beitragen.
KI zwischen Angst und Chance
KI wird auch zukünftig kontrovers diskutiert werden. Doch Ramos und Wellard sehen optimistisch in die Zukunft – KI ist mehr Chance als Bedrohung. „Wie jede große Veränderung kann auch diese beängstigend sein“, meint Wellard, „aber es liegt an uns: Unterstützen wir die Menschen und zeigen wir ihnen auf, wie KI als mächtiger Hebel ihre Anforderungen optimal erfüllen kann.“
KI ist noch neu. Dass man sich da ein bisschen unsicher fühlen kann, ist laut Ramos absolut verständlich. „Es fühlt sich an wie ein Pendel zwischen der Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und der Faszination für das Potenzial der KI. Jetzt beruhigt sich das Pendel allmählich in der Mitte, da immer mehr Menschen die praktischen Aspekte der Technologie verstehen.“
Personalverantwortliche sollten sich angesichts des rasanten Wachstums der KI eine ausgewogene Perspektive bewahren. Denn Hype oder Angst sind schlechte Ratgeber. Gut, wenn Führungskräfte im Bereich Learning die Möglichkeiten pragmatisch analysieren, Daten und Systeme mit Fokus auf ethischen Gesichtspunkten managen und die realen Auswirkungen der KI auf das Geschäft erkennen.
Sehen Sie sich hier das On-Demand-Webinar an.
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