Sie sind gut bezahlt und hoch angesehen – und doch finden bestimmte Berufe keinen geeigneten Nachwuchs. Woran liegt das? Und wie kann man diese Jobs wieder attraktiv machen? Ein Überblick.
Schaut man sich in der Medienlandschaft um, dann scheint der Traumberuf der jungen Generation auf Facebook oder Instagram beheimatet zu sein. Dass die Berufung, einmal Social Media Influencer zu werden, jedoch nicht nur die Träumerei von ein paar Hipstern ist, sondern sich auch in der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt, sieht man an der Nahtstelle dieser beiden Bereiche: den Berufsschulen und Universitäten. Sogenannte WMM-Studienfächer („Was mit Medien“) lagen natürlich schon um die Jahrtausendwende im Trend, aber seit die Digitalisierung richtig anzieht, schießen auch diese Fächer gnadenlos durch die Decke. Mittlerweile gibt es über 400 Studiengänge, die das Wort „Medien“ beinhalten, in der hiesigen Unilandschaft. Viele Hochschulen haben deshalb umgesattelt und weniger attraktive Fächer schlicht umbenannt. Im Zuge der Klimadebatte taufte die TU Stuttgart das Fach „Energietechnik“ etwa in „Erneuerbare Energien“ um und konnte damit vor allem bei jungen Frauen damit punkten, welche vorher noch einen großen Bogen um diese Richtung machten. Aber es gibt auch andere Berufe, die elementar wichtig für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft sind, jedoch häufig unter dem Radar fliegen und ebenfalls mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen haben.
An erster Stelle steht hier die Fachkraft für industrielle Abfallbeseitigung und Entsorgungswirtschaft – gemeinhin auch als der Müllmann bekannt. Dieser Beruf ist wohl der Vorzeige-Stereotyp des unbeliebten Jobs; immerhin sind die Beschäftigten bei Wind und Wetter draußen mit Abfällen, Speiseresten und Dreck – eben Müll – konfrontiert. Es gibt wohl kaum einen Beruf, der auf den ersten Blick so weit unten in der gesellschaftlichen Wahrnehmung steht wie der Müllmann. Dennoch wird in solchen Diskussionen von Teilnehmern gebetsmühlenartig und damit zur Rettung der Berufsehre hinzugefügt: „Aber Müllmänner verdienen gut!“ Stimmt. Aber was noch wichtiger ist: Der Beruf ist nun mal überaus wichtig für unseren Alltag. Und diese Botschaft scheint trotz aller Häme anzukommen, denn tatsächlich gibt es kaum Kommunen und Städte, die händeringend nach jungen Menschen in dieser Branche suchen müssen. Ironischerweise gibt es dagegen in der Abfallwirtschaft einen ganz anderen Zweig, der unter dem demographischen Wandel zu kämpfen hat: Transport und Logistik. Denn ähnlich wie bei den Lkw-Fahrern lassen sich hier kaum noch junge Leute für die Tätigkeit hinter dem Lenkrad begeistern. Es hat also nicht immer nur etwas mit der Bezahlung und der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu tun, dass manche Jobs im 21. Jahrhundert beliebter sind als andere.
Der „Knast-O-Mat“ soll junge Menschen für den Justizvollzug begeistern
Ein Weg, wie man wieder Kontakt zu den nachrückenden Fachkräften findet, geht dabei ironischerweise über die ungeliebten Medienfächer. Denn die Digitalisierung erstreckt sich in alle Bereiche unseres täglichen Lebens. So werben nun NRWs Justizvollzugsanstalten, Maßregelvollzüge und Haftorte – summa summarum Gefängnis genannt – mit der App Knast-O-Mat für den Einsatz hinter schwedischen Gardinen. Natürlich nicht als Häftling, sondern als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin. Denn auch hier hat sich mittlerweile eine große Lücke aufgetan. Wer also bei all dem Stress um die Suche nach einem Job noch nicht genug kriminelle Energie aufgetankt hat, um hinter Schloss und Riegel verklappt zu werden, kann mittels dieses innovativen Tools herausfinden, ob er für eine Tätigkeit im Kittchen in Frage kommt. Solche Lösungen mögen freilich etwas sarkastisch anmuten, verfehlen ihren Zweck aber nicht, da sie auf diese und ähnliche Jobs in einem jugendlichen Stil aufmerksam machen. Auch Apps für allgemeine Jobs überflügeln mittlerweile das klassische Recruiting, welche Stellenausschreibung mit den zusammengepuzzelten Standardtexten (Flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege, gratis Obst etc.) auf Xing hochladen. Beispiele dieser Art ist Truffls, welches ähnlich wie Tinder aufgebaut ist – nur das man hier kein Date sucht, sondern einen Job. Man wischt über die Oberfläche des Displays, bis man den passenden Job in der Region gefunden hat – daraufhin ergeht ein Signal an den Recruiter des entsprechenden Unternehmens, welche wiederum das Profil des Kandidaten checken. Passt dies, hat man ein Match.
Mit digitalem Recruiting auf Cloud 7 schweben
Es gibt also eine große Bandbreite, wie man wichtige und gut bezahlte, aber unbeliebte Jobs sichtbar machen kann. Aber warum sind einige Berufe trotz ihrer Vorteile so wenig gefragt? Einige Beispiele wurden ja schon genannt und freilich ist jeder Fall anders. Ein gemeinsamer Nenner ist jedoch häufig die digitale Stagnation. Manche Jobs wie Maurer, Bäcker oder Bogenmacher stellen sich in der Öffentlichkeit häufig noch sehr verknöchert auf. Natürlich ändert sich die Art der Tätigkeit oder des Handwerkes nicht, damit kommt es also verstärkt auf die Verpackung an. Active Sourcing, Social Media Recruiting, Brand Management – all solche Begriffe sind in diesen Berufen kaum bekannt. Häufig konzentriert sich das Einzelhandelsunternehmen im Dorf noch auf die Schaltung von Stellenanzeigen in der Tageszeitung. Hand aufs Herz: Wie viele junge Leute lesen heute noch eine gedruckte Tageszeitung? Und dann dort auch ausgerechnet die Stellenanzeigen? Das Recruiting muss daher icht mehr nur digital werden, sondern sogar in die Cloud ziehen, da heute auch immer mehr mobil abgerufen wird. Nur wer sich die Medien des Informationszeitalters nutzbar macht, statt sie zu leugnen, wird auch eine Pole Position beim Wettrennen um die besten Talente auf dem Arbeitsmarkt erhalten.
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